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08.09.2014 – Home Depot Malware

Home Depot Breach: Der Angriff im Überblick

Am 8. September 2014 bestätigte Home Depot, die größte Baumarktkette Nordamerikas, einen der größten Datendiebstähle im US Einzelhandel. Über Monate hatten Angreifer Schadsoftware in die Point of Sale Systeme eingeschleust, die bei jedem Zahlungsvorgang die Kartendaten absaugte. Insgesamt wurden 56 Millionen Kredit und Debitkarten kompromittiert, dazu rund 53 Millionen E Mail Adressen.

Der Vorfall reiht sich in eine Serie prominenter Angriffe auf den US Einzelhandel ein, darunter die Target Attacke Ende 2013. Die Dimension bei Home Depot übertraf jedoch alle bekannten Fälle dieser Zeit und machte deutlich, dass Kassensysteme ein zentrales Einfallstor für Cyberkriminelle sind.

Vorgehensweise der Täter

Die Tätergruppe nutzte eine Schadsoftware, die gezielt für Point of Sale Systeme entwickelt war. Diese Art von Malware greift den flüchtigen Speicher der Kassen an, in dem Zahlungsdaten während der Verarbeitung unverschlüsselt vorliegen. So konnten Kreditkartennummern, Ablaufdaten und Sicherheitscodes abgegriffen werden, bevor eine Verschlüsselung durch die Bankensysteme erfolgte.

Ermittlungen ergaben, dass die Angreifer sich zunächst über gestohlene Zugangsdaten eines Drittanbieters Zugang zum Netzwerk verschafft hatten. Anschließend bewegten sie sich lateral in den internen Systemen und installierten die Malware auf Tausenden von Kassenterminals in den USA und Kanada. Bemerkenswert war, dass die Schadsoftware bisher unbekannte Varianten enthielt, die klassische Antivirensoftware umgingen.

Entdeckung und Reaktion

Home Depot bemerkte ungewöhnliche Aktivitäten erst, nachdem Banken und Zahlungsdienstleister eine Zunahme betrügerischer Transaktionen meldeten. Sicherheitsforscher wie Brian Krebs machten den Vorfall öffentlich, noch bevor das Unternehmen selbst Stellung nahm. Erst am 8. September bestätigte Home Depot den Angriff offiziell.

Das Unternehmen reagierte mit dem sofortigen Austausch aller kompromittierten Kassenterminals und führte die Migration auf EMV Chipkarten deutlich schneller durch, als ursprünglich geplant. Darüber hinaus bot Home Depot allen betroffenen Kunden kostenlose Kreditüberwachung und Identitätsschutzdienste an.

Auswirkungen und Schäden

Die finanziellen Schäden waren enorm. Home Depot bildete allein im ersten Jahr nach dem Angriff Rückstellungen in Höhe von mehr als 160 Millionen US Dollar für Kundenentschädigungen, Bankenforderungen und Rechtsstreitigkeiten. Letztlich summierten sich die Kosten einschließlich Strafen und Prozessvergleichen auf mehrere hundert Millionen Dollar.

Auch der Reputationsschaden war beträchtlich. Das Vertrauen vieler Kunden in die Sicherheit von Kartenzahlungen im Handel litt massiv. Analysten wiesen darauf hin, dass die Häufung solcher Vorfälle den Druck auf den gesamten US Einzelhandel erhöhte, endlich sichere Chip und PIN Verfahren flächendeckend einzuführen.

Vergleich zu anderen Fällen

Der Home Depot Breach gilt als Zäsur, da er die Dimension der vorherigen Target Attacke übertraf. Während bei Target etwa 40 Millionen Karten betroffen waren, erreichte Home Depot mit 56 Millionen Karten einen neuen Höchstwert. Beide Fälle hatten ähnliche Muster: Eindringen über Drittanbieter, unzureichende Netzwerksicherheit, Installation von Point of Sale Malware und verspätete Entdeckung.

Für Angreifer waren diese Methoden äußerst lukrativ, da Kartendaten auf Untergrundmärkten zu hohen Preisen gehandelt werden konnten. Der Fall zeigte, dass selbst milliardenschwere Handelsketten ohne konsequente Sicherheitsmaßnahmen leichte Ziele sind.

Regulatorische und politische Folgen

Der Angriff verstärkte die Debatte um Sicherheitsstandards im Zahlungsverkehr. Branchenverbände und Banken drängten auf eine schnellere Einführung von EMV Karten, die in Europa längst Standard waren. In den USA kam dieser Wechsel erst ab 2015 verpflichtend zum Tragen, doch der Druck durch Vorfälle wie Home Depot beschleunigte die Umstellung erheblich.

Zudem stiegen die Anforderungen an Drittanbieter, da sich in beiden Fällen gezeigt hatte, dass schwache Sicherheitspraktiken externer Partner oft das Einfallstor sind. Auch heute noch gelten Lieferkettenrisiken im Einzelhandel als zentrale Schwachstelle.

Maßnahmenkatalog für Unternehmen

  1. Härtung der Point of Sale Systeme mit Segmentierung, Monitoring und zeitnahen Updates
  2. Strikte Kontrolle und Überprüfung aller Drittanbieterzugänge
  3. Verpflichtender Einsatz von EMV Chipkarten und Deaktivierung magnetstreifenbasierter Transaktionen
  4. Aufbau von Threat Hunting Teams, die Anomalien im Speicher und Netzwerk erkennen
  5. Frühe und transparente Kommunikation, um Kundenvertrauen im Ernstfall zu wahren

Fazit: Home Depot Breach als Wendepunkt

Der Home Depot Malware Angriff von 2014 war ein Weckruf für die gesamte Einzelhandelsbranche. Er zeigte, dass Angriffe auf Kassensysteme nicht nur technisch möglich, sondern hoch lukrativ sind und Millionen von Kunden betreffen können. Die Einführung sicherer Zahlungsstandards und die Härtung der Lieferketten waren direkte Konsequenzen. Für Unternehmen bleibt die Lehre, dass Sicherheitsinvestitionen kein optionales Thema sind, sondern ein entscheidender Bestandteil der Geschäftsgrundlage.

Glossar

Point of Sale Malware: Schadsoftware, die Kassensysteme angreift und Zahlungsdaten im Speicher abgreift
EMV Standard: Chipkartenverfahren für sichere Transaktionen, benannt nach Europay, Mastercard und Visa
Lateral Movement: Seitliche Bewegung eines Angreifers im Netzwerk, um weitere Systeme zu kompromittieren
Drittanbieter Risiko: Sicherheitslücken, die durch externe Dienstleister oder Zulieferer entstehen