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27.08.2013 – New York Times Attack

Syrian Electronic Army: Der Angriff im Überblick

Die Syrian Electronic Army (SEA), eine pro syrische Hackergruppe mit Nähe zum Assad Regime, griff am 27. August 2013 gezielt die New York Times an. Statt die Server der Zeitung direkt zu attackieren, kompromittierte die Gruppe den DNS Registrar Melbourne IT, über den die Domain nytimes.com verwaltet wurde.

Die Angreifer manipulierten DNS Einträge, wodurch Anfragen der Leser auf Server umgeleitet wurden, die unter Kontrolle der Hacker standen. Damit war die Website der New York Times für Stunden nicht mehr erreichbar. In manchen Regionen sahen Nutzer sogar falsche Inhalte, die von der SEA verbreitet wurden.

Vorgehensweise und Technik

Die Syrian Electronic Army nutzte keine komplexen Zero Day Exploits, sondern zielte auf den schwächsten Punkt in der Kette: den Domain Registrar. Durch Social Engineering und den Missbrauch von Zugangsdaten verschaffte sich die Gruppe Zugriff auf die Administrationsoberfläche von Melbourne IT.

Dort änderten sie die DNS Records der New York Times sowie weiterer prominenter Seiten wie Twitter und Huffington Post UK. Dieser Ansatz zeigte, wie gefährlich es sein kann, wenn zentrale Infrastruktur nicht ausreichend geschützt wird. Selbst ein weltbekanntes Medium wie die New York Times war dadurch innerhalb weniger Stunden offline.

Folgen für die Öffentlichkeit

Die unmittelbare Folge war, dass die Website der New York Times über viele Stunden nicht erreichbar war. Leser weltweit konnten nicht auf Inhalte zugreifen. Stattdessen wurden manche Nutzer auf Server mit Propaganda Botschaften weitergeleitet. Dies war ein gezielter Versuch der SEA, internationale Aufmerksamkeit für die syrische Regierung zu erzeugen.

Twitter war ebenfalls von Umleitungen betroffen, auch wenn die Auswirkungen dort weniger stark waren. Die Ereignisse führten zu einer spürbaren Verunsicherung, da plötzlich sichtbar wurde, wie leicht selbst globale Nachrichtenplattformen über ihre DNS Infrastruktur kompromittiert werden konnten.

Politische Dimension

Der Angriff fiel in eine Phase, in der der Bürgerkrieg in Syrien internationale Schlagzeilen beherrschte. Die SEA verstand sich als digitale Miliz, die westliche Medien und Organisationen angreifen wollte, um ein Gegennarrativ zu westlicher Berichterstattung zu verbreiten. Durch den Angriff auf die New York Times gelang es ihr, weltweit Aufmerksamkeit zu erzeugen und die Verwundbarkeit selbst etablierter Medienunternehmen aufzuzeigen.

Sicherheitsforscher werteten den Angriff als Beispiel für die wachsende Bedeutung politisch motivierter Cyberoperationen. Während klassische Cyberkriminalität oft finanziell motiviert ist, stand hier Propaganda im Vordergrund.

Auswirkungen auf Unternehmen und Leser

Die New York Times konnte nach einigen Stunden den Zugriff wiederherstellen, doch das Vertrauen in die Sicherheit des Mediums war kurzfristig erschüttert. Nutzer fragten sich, wie sicher ihre Daten und ihre Lesegewohnheiten bei großen Medienhäusern wirklich waren.

Auch andere Unternehmen begannen, die Sicherheit ihrer DNS Anbieter zu hinterfragen. Melbourne IT geriet unter Druck, da es offensichtlich war, dass unzureichende Schutzmaßnahmen eine der bekanntesten Zeitungen der Welt offline bringen konnten.

Vergleich zu anderen Angriffen

Der Angriff der SEA auf die New York Times war nicht der einzige Vorfall dieser Art. In derselben Zeit attackierte die Gruppe auch andere Ziele, darunter Medienhäuser wie die Washington Post und CNN sowie Unternehmen wie Microsoft. Ihr Vorgehen folgte meist demselben Muster: Social Engineering, Passwortdiebstahl und Manipulation von Online Diensten, die viele Nutzer gleichzeitig betreffen.

Im Vergleich zu finanziell motivierten Angriffen wie bei Target oder Home Depot war der Schaden für Endkunden hier weniger monetär, dafür aber umso stärker im Bereich der Informationssicherheit und des Vertrauens in die Medien.

Lehren für die Branche

Der Vorfall machte deutlich, dass Unternehmen nicht nur ihre eigenen Server schützen müssen, sondern auch ihre Lieferkette. Ein Angriff auf einen Registrar oder DNS Provider kann selbst die am besten geschützten Server nutzlos machen. Seit 2013 haben viele Unternehmen deshalb auf zusätzliche Schutzmechanismen wie DNSSEC, Zwei Faktor Authentifizierung und striktere Zugriffsrechte bei Registraren gesetzt.

Maßnahmenkatalog für Unternehmen

  1. Einsatz von DNSSEC zur Absicherung von Domain Records
  2. Strenge Zugriffskontrollen und Multifaktor Authentifizierung bei Domain Registraren
  3. Regelmäßige Audits externer Dienstleister
  4. Überwachung von DNS Records auf unautorisierte Änderungen
  5. Incident Response Pläne, die auch Angriffe auf die Domainverwaltung berücksichtigen

Fazit: Syrian Electronic Army als Vorläufer moderner Desinformation

Der Angriff auf die New York Times im August 2013 war mehr als ein technisches Problem. Er war ein frühes Beispiel dafür, wie Cyberoperationen gezielt eingesetzt werden können, um mediale Aufmerksamkeit zu steuern und Vertrauen in digitale Infrastrukturen zu erschüttern. Für Unternehmen und Behörden war dies ein Weckruf, die Lieferketten und kritischen Dienste wie DNS intensiver abzusichern.

Glossar

DNS Hijacking: Manipulation von Domain Einträgen, um Datenverkehr auf fremde Server umzuleiten
Domain Registrar: Unternehmen, das Domainnamen verwaltet und deren DNS Records administriert
SEA (Syrian Electronic Army): Pro Assad Hackergruppe, aktiv zwischen 2011 und 2016
DNSSEC: Sicherheitserweiterung für das Domain Name System, die Manipulationen erschweren soll