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Definition:

Reverse Engineering


Was ist Reverse Engineering?

Reverse Engineering bezeichnet die Analyse und Zerlegung eines Produkts oder Systems mit dem Ziel, Informationen über dessen Aufbau, Funktionsweise oder Sicherheitsmechanismen zu gewinnen. In der IT-Sicherheit wird diese Technik häufig eingesetzt, um Schwachstellen zu identifizieren, Malware zu analysieren oder urheberrechtlich geschützte Systeme zu verstehen – etwa zur Prüfung der Interoperabilität oder Sicherheitsbewertung.

Reverse Engineering findet sowohl im Software- als auch im Hardware-Bereich Anwendung und ist ein zentraler Bestandteil technischer Sicherheitsanalysen.


Wichtige Ressourcen

  • Disassembler & Debugger (z. B. Ghidra, IDA Pro, x64dbg)
    → Werkzeuge zur Analyse von Binärdateien und Maschinenbefehlen.

  • Firmware Extraction & Chip-Off-Techniken
    → Methoden zur physischen Entnahme und Analyse von Speicherchips.

  • Malware-Analyse
    → Reverse Engineering hilft beim Verständnis von Payloads, Persistenzmechanismen und C2-Kommunikation.

  • Obfuskationsschutz & Anti-Debugging
    → Techniken, die Reverse Engineering erschweren (z. B. Code-Verschleierung oder Verhaltenserkennung).

  • Rechtlicher Rahmen (z. B. DMCA, EU-Richtlinien)
    → Gesetzliche Vorgaben bestimmen, ob und in welchem Kontext Reverse Engineering zulässig ist.


Anwendung in der Praxis

  • Schwachstellenanalyse: Entdeckung von Zero-Day-Lücken in proprietärer Software.

  • Malware-Forschung: Technische Analyse bösartiger Programme zur Entwicklung von Signaturen und Abwehrmaßnahmen.

  • Lizenzprüfung: Verstehen und ggf. Umgehen von Lizenz- oder Aktivierungsmechanismen.

  • Protokollanalyse: Rückwärtsanalyse proprietärer Netzwerkprotokolle für Kompatibilität oder Sicherheitsbewertungen.

  • Hardware-Investigation: Chip-Layer-Analyse, SPI/I2C-Protokoll-Dekodierung und Firmware-Emulation.


Verwandte Begriffe


Beispiel aus der Praxis

Ein IT-Security-Analyst erhält Zugriff auf eine unbekannte Firmware-Datei, die in einem neuen IoT-Gerät verwendet wird. Mittels Ghidra disassembliert er den Binärcode, um Funktionen zur Netzwerkkommunikation zu identifizieren. Dabei entdeckt er ein hartkodiertes Admin-Passwort sowie unverschlüsselte C2-Endpunkte. Zusätzlich werden Anti-Debugging-Techniken umgangen, um den Speicher zur Laufzeit zu analysieren. Die Schwachstellen werden dokumentiert und an den Hersteller gemeldet. Zur Verbesserung der Resilienz empfiehlt das Team den Einsatz von Secure Boot und Code-Obfuskation.