Update 17.4.2025
CVE-Liste Einstellung: Strategische Unsicherheit trotz Übergangsfinanzierung
CVE Finanzierung USA: Ein kurzfristiger Aufschub, keine langfristige Lösung
Die US-Regierung hat kurzfristig reagiert: Am späten Nachmittag des 16. Aprils 2025 wurde der bestehende Vertrag mit der MITRE Corporation zur Pflege der CVE-Liste um weitere elf Monate verlängert. Finanziert durch die Cybersecurity and Infrastructure Security Agency (CISA), verhindert diese Maßnahme vorerst den Stillstand der Common Vulnerabilities and Exposures (CVE)-Liste. Dennoch bleibt der Vorgang ein Warnsignal für alle, die sich auf diese Infrastruktur verlassen.
Denn das eigentliche Problem bleibt bestehen: Die CVE-Finanzierung USA basiert auf jährlich neu verhandelten Mitteln ohne vertraglich gesicherte Langfristperspektive. Damit ist die strategische Grundlage des CVE-Systems weiterhin instabil. Für Unternehmen, die auf konsolidierte Schwachstelleninformationen angewiesen sind, stellt sich nicht mehr die Frage ob, sondern wann diese Struktur erneut unter Druck gerät.
Was passiert, wenn CVE tatsächlich ausfällt?
Die CVE-Liste fungiert als Koordinatensystem für Schwachstellenkommunikation: Patch-Management-Prozesse, SIEM-Systeme, Schwachstellenscanner, CERT-Meldungen – nahezu alle Komponenten moderner Sicherheitsarchitekturen greifen direkt oder indirekt auf CVE-Referenzen zu. Ein Ausfall würde zentrale Prozesse fragmentieren und Fehleranfälligkeit massiv erhöhen.
Hinzu kommt eine regulatorische Dimension: In vielen Compliance-Vorgaben wie ISO/IEC 27001, BSI IT-Grundschutz oder der NIS2-Richtlinie ist die zeitnahe Bewertung und Behandlung bekannter Schwachstellen eine zentrale Anforderung. Ohne CVE als objektive Referenz wird es schwerer, diese Anforderungen auditierbar zu erfüllen.
Deutschland im Blindflug? Risiken für Unternehmen und KRITIS-Betreiber
Deutsche Unternehmen, insbesondere KRITIS-Betreiber und stark regulierte Branchen, sind strukturell auf die Existenz einer funktionierenden CVE-Datenlage angewiesen. Viele Hersteller verlinken auf CVE-IDs in ihren Sicherheitsmitteilungen; Security-Tools beziehen ihre Schwachstellenfeeds aus CVE-basierten Quellen. Wenn dieser Fluss unterbrochen wird, droht nicht nur erhöhter manueller Aufwand – es entstehen reale Sicherheitsrisiken durch verzögerte Reaktion und unvollständige Lagebilder.
Für IT-Leiter und CISOs bedeutet das: Jetzt ist der Zeitpunkt, interne Abhängigkeiten zu identifizieren und zu dokumentieren. Wer Schwachstellenmanagement ohne CVE nicht betreiben kann, sollte Alternativstrategien entwickeln oder Szenarien simulieren.
Perspektiven jenseits der US-Finanzierung: Europäische Alternativen?
Langfristig muss die Frage gestellt werden, ob ein global kritisches System wie CVE allein von der Finanzierung einer US-Behörde abhängig bleiben darf. Die jüngsten Ereignisse haben deutlich gemacht, wie fragil diese Konstellation ist. Erste Reaktionen gibt es bereits: Die EU-Agentur ENISA wurde als CVE-Nummerierungsautoritat (CNA) akkreditiert und arbeitet parallel am Aufbau einer European Vulnerability Database (EUVD).
Ob diese Initiativen CVE kürzlich ersetzen oder mittelfristig ergänzen können, bleibt offen. In jedem Fall ist jetzt der Zeitpunkt, die Architektur des eigenen Schwachstellenmanagements zu hinterfragen und zu überdenken, welche Quellen und Prozesse tragfähig sind, wenn CVE als Konstante wegfällt.
Fazit: CVE-Liste bleibt kritische Infrastruktur mit ungewisser Zukunft
Die aktuelle Übergangsfinanzierung durch CISA verschafft dem CVE-Programm lediglich Zeit. An der strukturellen Fragilität – jährlich neu verhandelte US-Haushaltsmittel – ändert sich nichts. Deutsche Unternehmen sollten daher nicht auf politische Lösungen aus Washington warten, sondern sich operativ auf ein CVE-loses Intervall vorbereiten. Wer heute vorbereitet ist, sichert sich morgen Reaktionsfähigkeit.
Beitrag vom 16.4.2025
CVE-Liste Einstellung: Was das Aus der US-Finanzierung für Deutschland bedeutet
Wenn das Fundament wankt: Warum die CVE-Liste für die Cybersicherheit unverzichtbar ist
Die Common Vulnerabilities and Exposures (CVE)-Liste ist seit über zwei Jahrzehnten der globale Referenzrahmen für Schwachstellenmanagement. Die von der US-amerikanischen MITRE Corporation geführte Datenbank dient als zentrales Register für IT-Sicherheitslücken. Jede registrierte Schwachstelle erhält eine eindeutige CVE-ID und wird in globalen Sicherheitsprozessen als gemeinsame Grundlage genutzt. Nun steht dieses System vor dem Bruch: Die US-Regierung unter Präsident Trump plant, die CVE-Finanzierung einzustellen. Das könnte weitreichende Folgen auch für deutsche Unternehmen haben.
CVE-Finanzierung USA: Politische Entscheidung mit globalem Risiko
Hintergrund der aktuellen Entwicklung ist die Entscheidung der US-Regierung, den seit Jahren laufenden Vertrag mit der MITRE Corporation nicht zu verlängern. Offiziell wurden haushaltspolitische Gründe angeführt. In der Folge droht die Einstellung des Betriebs. Bereits jetzt können keine neuen CVE-Einträge mehr registriert werden, da MITRE keine aktiven Mittel mehr zur Verfügung stehen. Für die internationale IT-Sicherheitsgemeinschaft gleicht dies einem Kontrollverlust.
Wie stark ist Deutschland von einem CVE-Stillstand betroffen?
Deutsche Unternehmen, insbesondere aus dem KRITIS-Bereich, stützen sich im Schwachstellenmanagement (engl. Vulnerability Management) auf die CVE-Datenbasis. Produkthersteller verlinken in Sicherheitsmeldungen auf CVEs, Sicherheitswerkzeuge wie SIEMs, Vulnerability Scanner und Patch-Management-Lösungen nutzen CVE-IDs als Kernstruktur. Fällt diese Struktur weg, entsteht ein Vakuum, das sich kurzfristig nicht schließen lässt.
Hinzu kommt: Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) verwendet CVE-Daten als Grundlage für Sicherheitswarnungen und technische Analysen. Gleiches gilt für Betreiber von Security Operation Centers (SOCs) und CERTs. Ohne zentrale Referenznummer drohen Inkonsistenzen, Dubletten und fehlerhafte Korrelationen von Bedrohungsinformationen.
Was passiert, wenn CVE nicht mehr gepflegt wird?
Der Wegfall der CVE-Nummerierung führt nicht nur zu technischen Verwerfungen, sondern auch zu strategischen Risiken. Es fehlt ein gemeinsamer Nenner zur Beschreibung und Kommunikation von Schwachstellen. Hersteller, Kunden, Sicherheitsforscher und Behörden sprechen dann unter Umständen über dieselbe Lücke – ohne es zu merken. Das erschwert koordinierte Patches, verzögert die Reaktionszeiten und erhöht die Angriffsfläche.
Zudem sind viele regulatorische Anforderungen – etwa aus dem IT-Sicherheitsgesetz, der ISO/IEC 27001 oder der NIS2-Richtlinie – indirekt auf die Existenz konsolidierter Schwachstellendaten angewiesen. Ohne CVE könnten Nachweispflichten gegenüber Auditoren, Aufsichtsbehörden und Kunden schwerer erfüllbar werden.
Gibt es Alternativen zur CVE-Infrastruktur?
Kurzfristig existieren kaum gleichwertige Alternativen. Zwar gibt es andere Datenbanken wie die VulnDB von Risk Based Security oder die japanischen JVNs, doch sie verfügen nicht über die globale Akzeptanz oder Offenheit des CVE-Systems. Auch europäische Initiativen wie die EU Vulnerability Database (EUVD) befinden sich erst im Aufbau.
Einige Sicherheitsanbieter, darunter VulnCheck, haben vorsorglich eigene CVE-IDs für 2025 reserviert. Das kann Engpässe überbrücken, ersetzt aber keine nachhaltige Struktur.
Wie sollten Unternehmen in Deutschland jetzt reagieren?
Auch wenn die CVE-Liste gegenwärtig read-only verfügbar bleibt, ist mit Engpässen in der Schwachstellenkommunikation zu rechnen. IT- und Sicherheitsverantwortliche sollten:
- Überprüfen, welche internen Prozesse und Systeme direkt oder indirekt auf CVE-IDs angewiesen sind.
- Für den Übergang alternative Quellen und Tools einplanen.
- Prozesse zur Schwachstellenbewertung flexibler gestalten (z. B. über Kontext-Scoring oder Asset-bezogene Bewertung).
- Mit Herstellern und Dienstleistern klären, wie zukünftig Schwachstellen kommuniziert werden.
Für Unternehmen, die der NIS2 unterliegen, ergibt sich zudem eine neue Compliance-Herausforderung. Ohne konsolidierte CVE-Struktur müssen Nachweise zur Reaktion auf Schwachstellen anders erbracht werden. Hier empfiehlt sich frühzeitiger Austausch mit internen Revisoren oder Audit-Partnern.
Fazit: CVE-Liste bleibt Schlüsselinfrastruktur – auch für Deutschland
Das drohende Aus der CVE-Liste durch die fehlende CVE-Finanzierung USA ist mehr als ein US-internes Problem. Es betrifft die gesamte globale IT-Sicherheitsarchitektur – und damit auch deutsche Unternehmen. Ohne eine zentrale Referenz für Schwachstellenkommunikation drohen Ineffizienzen, Compliance-Lücken und erhöhte Risiken. Ob eine internationale, europäische oder private Nachfolgelösung entsteht, bleibt offen. Klar ist: Unternehmen sollten nicht abwarten, sondern ihre Prozesse aktiv auf Resilienz gegen Informationsbrüche prüfen.